Bujinkan - Was ist das?

Zeichen der traditionellen Kampfkunst Bujinkan Budo Taijutsu. Kampfsport, Stockkampf, Schwertkampf, Bojutsu, Kenjutsu, Naginata, Yari, Speer, Kunai, Kunaijutsu

Bujinkan Budo Taijutsu, oder kurz Bujinkan, ist eine traditionelle japanische Kampfkunst, die aus den alten Zeiten der Samurai und Ninja stammt.

Das heutige Bild der Ninja als Killer oder Assassinen wird wohl am stärksten von den Darstellungen in Filmen, Fernsehen und diversen Videospielen geprägt. Allerdings waren die Ninja mehr als das. Sie waren Spione, strategische Berater diverser Fürsten oder auch einfach ehemalige Samurai, die sich auf der Flucht vor Feinden in entlegene, meist bergige und durch Wildnis geprägte Regionen Japans zurückgezogen hatten. So entwickelten die Ninja nicht nur Techniken zur Einschleichen in feindliche Schlösser oder zum Ausschalten von Gegnern, sondern übten auch das Unterwandern der Höfe gegnerischer Fürsten und das Überleben in der Wildnis.

Samurai in traditioneller Rüstung (Yoroi) mit Schwert (Tachi), Speer (Yari) und Langbogen. Bujinkan Budo Taijutsu, Kampfkunst, Kampfsport, Stockkampf, Schwertkampf, Bojutsu, Kenjutsu
Samurai in Kriegsausrüstung

Die Samurai waren die Kriegerkaste im alten, feudal geprägten Japan. Ähnlich den europäischen Rittern, wurden den Samurai schon von frühester Kindheit an sowohl im Umgang mit Waffen, als auch die Plichten, Rechte und Traditionen ihrer Kaste vermittelt. Sie regierten als Feudalherren ihr eigenes Land und die dort lebenden Menschen und zogen im Kriegsfall für ihren Fürsten ("Daimyo") in die Schlacht.

Die Lehren und Techniken der Ninja und Samurai wurden über die Generationen hinweg innerhalb der Familien als Familientraditionen (jap. "Ryu") weitergegeben. Auf der einen Seite wurden einige Ryu im Lauf der Zeit unter einem Familienoberhaupt ("Soke") zusammengeführt. Auf der anderen Seite gründeten einzelne Nachkommen oder Schüler eigene Ryu.

Da sich die Grundlagen dieser Ryu (im modernen Sprachgebrauch auch Schulen genannt) sehr stark ähneln, wurden 9 dieser Schulen, 3 Ninja- und 6 Samuraischulen, unter dem jetzigen Soke Dr. Masaaki Hatsumi zu einer Kampfkunst, dem Bujinkan Budo Taijutsu, zusammengefasst.

Aus den Lehren dieser Schulen entwickelten sich im letzten Jahrhundert die heute bekannten japanischen Kampfsportarten wie Judo, Karatedo, Aikido oder Kendo. Wer also bereits Kontakt mit diesen oder ähnlichen Sportarten hatte, wird leicht einige Techniken oder Kata im Bujinkan wiedererkennen. Der Unterschied gegenüber diesen Sportarten besteht in der gesamten Abdeckung der kämpferischen Möglichkeiten unter traditionellen Aspekten, im Gegensatz zur Spezialisierung und Wettkampforientierung bei einzelnen Kampfsportarten.

Die generelle Grundlage des Trainings, angepasst an Alter und Zustand des Schülers, ist das Taijutsu, der hauptsächlich unbewaffnete Kampf mit Hilfe des eigenen Körpers. Dies bedeutet vor allem, das man seine Techniken und Übungen versucht mit Geschick und Feinfühligkeit anstelle von roher Gewalt und Kraft auszuführen. Dies soll dazu führen, dass man die Kräfte seines Körpers möglichst effizient einsetzt, anstatt diese durch umständliche und unnötige Bewegungen allzuschnell zu vergeuden (Das soll nicht heißen, dass man sich hier gar nicht bewegt!). Konkret bedeutet es, dass man auf alle sanfteren und auch etwas unsanfteren Möglichkeiten zurückgreift, die einem der eigene und auch der gegnerische Körper bieten. So umfasst das Taijutsu Techniken zum Hebeln, Werfen, Fallen und Rollen, Schlagen und Treten, Würgen usw., wodurch so ziemlich alle Bereiche der Nutzung des Körpers abgedeckt werden.

Schwertlanze (Naginata), Bogen und Schwert (Katana), Im Hintergrund des Schrein unseres Dojo. Traditionelle Kampfkunst in Marl, Kampfsport, Stockkampf, Bojutsu, Schwertkampf, Kenjutsu
Waffen im Bujinkan: Naginata, Bogen und Katana

Aufbauend auf dem Training des eigenen Körpers (und damit auch des eigenen Geistes) wird der Kampf mit Waffen geübt. Hierzu gehören Schwerter wie das Katana, das Wakizashi, das Tachi, das Kotachi und das Ninjato, Lanzen wie der Yari (Speer) oder die Naginata (Schwertlanze), diverse Stöcke unter-schiedlicher Länge, kleinere Waffen wie Kunai (eine antike Form des Klappspatens) oder auch Seile und Kettenwaffen. Im Bujinkan wird der Umgang mit diesen Waffen erst mit Steigender Erfahrung im Taijutsu gelehrt, das die Grundlage des Umgangs mit Waffen darstellt.

Neben diesem rein körperlichen Training werden durch Meditationen, Lehrgespräche und Trainingseinheiten in der Natur, auch auf Geist, Seele und Umgang mit der Natur und eigenen Umwelt abzielende Techniken und Übungen gelehrt.

Soke Dr. Masaaki Hatsumi, Oberhaupt des Bujinkan Budo Taijutsu. Traditionelle Kampfkunst, Kampfsport, Schwertkampf, Kenjutsu, Stockkampf, Bojutsu
Masaaki Hatsumi

Der Begriff „Bujinkan“ selbst steht für mehrere Dinge. Als erstes stellt der Begriff Bujinkan als Abkürzung von Bujinkan Budo Taijutsu die saloppe Antwort auf die Frage dar, was man denn in seiner Freizeit an körperlichen Betätigungen betreibt. Als zweites ist die ursprüngliche wörtliche Bedeutung zu nennen, nämlich „Tempel des göttlichen Kriegers“, welche auf die Wertschätzung Hatsumi Senseis gegenüber seinem Lehrer Takamatsu zurückgeht. Desweiteren ist Bujinkan der Name der von Soke Masaaki Hatsumi gegründeten Organisation, unter deren Dach Bujinkan Budo Taijutsu in vielen Dojo auf der Welt gelehrt wird.

Takamatsu Toshitsugo Uo, ehemaliger Soke der 9 Ryu des Bujinkan Budo Taijutsu. Traditionelle Kampfkunst, Kampfsport, Schwertkampf, Kenjutsu, Stockkampf, Bojutsu
Takamatsu Toshitsugo

„Budo“ steht wörtlich für den „kriegerischen Weg“, im übertragenen Sinne für die traditionelle Orientierung des Bujinkan Budo Taijutsu und Abgrenzung von den moderneren wettkampforientierten Kampfsportarten. Ein Budoka (jap. für Budo Treibender) befasst sich also, ähnlich wie in den im Westen bekannten Mittelalter-Gruppierungen, mit dem Leben der Samurai und Ninja im alten Japan. Gleichzeitig übt er, da der Mensch rein körperlich gesehen (und eigentlich auch geistig) seit damals kaum verändert hat, an Hand der alten Techniken, sich selbst entwickeln und Herausforderungen im Verlauf des Lebens leichter zu meistern.